Fünf Fragen an…..

Klaus Morgenstern, DIA
Eine Nachlese des Zukunftsmarktes Altersvorsorge in Berlin

1. Wenn Sie ein Fazit des bAV Preises ziehen müssten  – was war in diesem Jahr die größte Herausforderung für die Jury?

Die Herausforderung ist eigentlich jedes Jahr die gleiche. Die Jury hat eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen bAV-Projekten zu bewerten. Sie reichen von der Umstellung kompletter Versorgungswerke bis hin zu reinen Kommunikationskonzepten. Da gilt es dann zu unterscheiden, welches davon für die betreffenden Unternehmen die größten Veränderungen bringt. Außerdem ist gerade bei den kleinen Unternehmen viel Fingerspitzengefühl erforderlich. Eine vermeintlich eher bescheidene Neuerung kann da schon erhebliche Verbesserungen bringen, auch wenn sie im Vergleich mit den Großunternehmen einfach erscheint, aber die verfügen über ganz andere Ressourcen als zum Beispiel ein inhabergeführter Rewe-Markt.

2. Es zeichnen sich einige regulatorische Neuerungen ab, sind diese Ihrer Meinung nach gut oder schlecht? Oder liegen diese so dazwischen?

Da kommt es immer darauf an, um welche Änderungen es sich handelt. Auf dem Kongress sind von Seiten der Exekutive verschiedene Änderungen angekündigt worden. Die Nachbesserungen im Bereich des Sozialpartnermodells, die demnächst kommen sollen, sind positiv.

Das DIA hat schon sehr früh darauf aufmerksam gemacht, dass die ausschließliche Regelung über einen Tarifvertrag eine unnötige Einengung ist. Insofern begrüßen wir es, wenn sich nicht tarifgebundene Unternehmen einem tariflichen Sozialpartnermodell anschließen können. Das könnte den Verbreitungsgrad vergrößern. Der lässt ja noch zu wünschen übrig. Auch einige angekündigte Verbesserungen in der privaten Altersvorsorge sind hilfreich.

Die strikte Bruttobeitragsgarantie bei der Riester-Rente zum Beispiel haben wir schon immer für einen Fehler gehalten. Insofern ist die geplante Aufweichung der Garantie von Vorteil. In der gesetzlichen Rentenversicherung dagegen befindet sich die Ampelregierung auf einem Irrweg. Die geplante Fortschreibung der Haltelinie beim Rentenniveau ist ein Fehler, der nur die Lasten auf künftige Generationen verlagert.

3. Was hat man mitgenommen von Berlin?

Genugtuung darüber, wie sich die mit dem Deutschen bAV-Preis geehrten Unternehmen über die Auszeichnung freuen. Sie erhalten damit oft für mehrere Jahre Arbeit Anerkennung. Dafür nehmen wir in der Jury die aufwändige Auswertung gern auf uns.

4. Die Ampel-Koalition hat die Haltelinie von 48% bis 2039 beschlossen – ist das ein geeigneter Weg der Altersarmut entgegenzuwirken?

Mit der Haltelinie wird sich die Altersarmut in Deutschland nicht wesentlich verändern. Die am meisten von Altersarmut gefährdeten Gruppen werden von dieser Maßnahme kaum oder gar nicht erreicht. Wenn man sich anschaut, wer heute Grundsicherung im Alter bezieht, dann sind es oft Personen, die kaum oder ganz wenig Versicherungszeiten haben, also zum Beispiel ehemals Solo-Selbständige. Wer aber kaum Versicherungspunkte erworben hat, für den ändert auch ein etwas höheres Rentenniveau nicht viel.

5. Die berühmte Frage von Bert Rürup, die er während des Kongresse jedem Referentem stellte: wenn man ein weiser Diktator wäre, was würde man wünschen / ändern?

Als weiser Diktator würde ich verfügen, dass jede staatliche Regelung und Vorschrift in der Alterssicherung auf den Prüfstand gestellt wird und die Altersvorsorge in allen drei Säulen deutlich vereinfacht wird. Wir haben inzwischen eine Komplexität, die selbst verantwortete Vorsorge abschreckt.